Bella Roma, wer will nicht auch das offene Museum erkunden? 2019 sind wir in das 1.209 km entfernte Rom gereist. Für uns stand sofort fest, dass wir mit dem Zug fahren werden, weil wir auch so nachhaltig wie möglich Reisen wollen. Gebucht haben wir über Trainline, aber auch über Traivelling ist das möglich. Im Vergleich hätte der Flug von Frankfurt am Main 2 Stunden Flugzeit gehabt und pro Person hätten wir für den Hin- und Rückflug aber 597 kg CO2 ausgestoßen, zu zweit also stolze 1.194 kg. Das klimavertägliche Jahresbudget eines Menschen beträgt laut der Non-Profit Organisation atmosfair insgesamt 2.300 kg und wäre mit der Romreise Anfang Mai zu 1/4 erreicht. Bedenkt man, dass bei unserer Ernährung, Konsum und Wohnen weitere Emissionen entstehen. Mit dem Zug hingegen sind die Emissionen 10x weniger, nämlich 204 kg für Zwei Personen hin und zurück. (Berechnet über die Webseite von Klima-Kollekte) Eine Strecke mit dem Zug dauert 12 Stunden. Für die meisten bedeutet das für die Hin- und Rückreise, dass sie zwei Tage „opfern“ müssten. Für uns bedeuten die Reisetage Urlaubsbeginn mit einer achtsamen Anreise sowie Urlaubsende mit einem bewussten Verlassen des Urlaubsortes.
Die Reise begann früh morgens um 05:30 Uhr. Wir hätten auch mit dem Nachtzug verreisen können, wollten aber die schöne Landschaft bspw. durch die Alpen (Foto) nicht verpassen. Wir mussten also früh aufstehen, um den Zug am Darmstädter Hauptbahnhof zu bekommen. Das gute an der frühen Stunde ist, dass auf den Straßen nicht viel los ist und unser Bus pünktlich kam. Der Zug fuhr auch zeitig los. In München am Hauptbahnhof sind wir einmal umgestiegen. Bis dahin haben wir noch ein wenig gedöst und entspannt im Zug gefrühstückt. Das haben wir uns natürlich vorbereitet, am Vorabend haben wir Brote geschmiert und Gemüse klein geschnitten. Zum Umsteigen hatten wir eine halbe Stunde Zeit und alles lief reibungslos ab. Bis München war der Morgen stressfrei verlaufen und daran sollte sich nichts ändern. Im nächsten Zug waren unsere Sitzplätze reserviert. Dort angekommen, schauten wir gemeinsam Serien über den Laptop. Zum snacken haben wir immer Obst und Nüsse dabei. Die vorbeiziehende Landschaft weckte die Vorfreude auf das sonnige Italien. Während der Fahrt haben wir alle vier Jahreszeiten sehen können. Da der Zug durch die Alpen gefahren ist, haben wir im Mai Schnee gesehen. In Deutschland war die Reise noch recht grau und trist, wurde aber sobald wir die Grenze nach Italien durchfuhren immer heller und grüner.
Mit diesem Verlauf konnten wir uns achtsam auf das Wetter vor Ort einstellen und freuen. Während wir die vier Jahreszeiten beobachteten, haben wir unserem immer so vollen Kopf eine Auszeit geschenkt und unseren Gedanken freien Lauf gelassen. Das sind die Phasen in der Kreativität geweckt oder Ideen geboren werden. Dafür hätte ich im Flugzeug keine Möglichkeit gehabt, wenn es lange Strecken in kurzer Zeit zurücklegt. Denn die Verringerung der Geschwindigkeit ist, laut dem englischen Reiseschriftsteller Dan Kieran, der Schlüssel zum bewussten Reisen. Reist man mit offenen Sinnen, kann man alles auf sich einwirken lassen: die Landschaft, die Farben, die Gerüche und die Geräusche im Zug. Nach einer Weile, so gegen frühen Nachmittag, wollten wir einen Tee trinken. Das schöne am nachhaltigen Reisen im Zug ist, dass es ein Bordrestaurant hat und auf dem Weg dahin die Beine vertreten werden können. So packten wir unsere Wertsachen und machten uns auf den Weg dorthin. Die Speisen und Getränke im Restaurant des Zuges werden auf wieder verwendbaren Tellern, Tassen und Gläsern serviert. Der Lebensstil des zerowaste wird auch beim Reisen weiterhin treu eingehalten. Unseren Hunger haben wir zwischenzeitlich mit einem Nudelsalat gestillt, den wir uns ebenfalls für die Reise vorbereitet und in einer wieder verwendbaren Dose mitgenommen haben. Außerdem habe ich die Reisezeit noch dafür genutzt, um mich auf Italien vorzubereiten und ein wenig über das Land zu lesen. Besonders die Historie mit den Bauten vom Amphitheater haben mich sehr interessiert und gefesselt.
Bei unserer Besichtigung des Amphitheaters war ich dann in der Lage alle möglichen Details rund um den Erbau dessen, der Gladiatoren Kämpfe und der weiteren Nutzung zu erzählen. Wir brauchten gar keine*n Reiseführer*in mehr! Informiert ihr euch auch über euer Reiseziel?
Es war schon später Nachmittag und bevor wir unser Ziel erreichten, sind wir noch ein letztes Mal in Bologna umgestiegen. Im nächsten Zug war die italienische Mentalität zu sehen und zu spüren. Die Sprache war präsent und lebendig und die Menschen anders gekleidet. Es war spannend auf diesem achtsamen Wege an den Urlaubsort anzukommen. Unsere Unterkunft lag etwas außerhalb vom Zentrum und daher hat die Hinreise insgesamt 13 Stunden gedauert. Während unseres Rom-Aufenthaltes haben wir uns von der achtsamen Hinreise geprägt, weiterhin nur von unseren Impulsen leiten lassen.
Natürlich gab es einige Sehenswürdigkeiten auf unserer Liste, doch wir haben uns einfach von der Stadt treiben lassen. Sind öfter mal Strecken von A nach B gelaufen und haben die Zeit in Cafès und Restaurants ebenfalls ausgiebig genossen. Denn das vegane Angebot wie die Hotdogs (Foto) ist in dieser Großstadt unschlagbar!
Die Rückreise war 9 Tage später und ging dieses mal um 07:00 Uhr nicht ganz so früh los. Es gab einen Umstieg in Mailand und einen in Heidelberg. Obwohl wir an Letzterem lange auf einen Ersatzzug warten mussten, da die Strecke zwischen Heidelberg und Darmstadt zu der Zeit wegen Bauarbeiten nicht bedient wurde, hat die Rückreise die vorgesehenen 12 Stunden gedauert. Wir waren pünktlich um 19:00 Uhr in Darmstadt angekommen und haben uns auf der Rückfahrt im Zug vom sonnigen Italien, der Landschaft und Mentalität verabschieden können. Vielmehr haben wir uns sogar mit einem älteren Pärchen ein wenig unterhalten. Mehrmals habe ich versucht den See an dem wir vorbeigefahren sind auf einem Bild festzuhalten und das hat das Gespräch geweckt, weil der Anblick meiner Versuche ziemlich witzig war. Jedes Mal wenn ich die Kamera griffbereit hatte, gab es keine einzige Möglichkeit den See aus dem Fenster zu sehen. Kaum hatte ich es aufgegeben und sie weggepackt, kam der See wieder hervor. Das ging mindestens dreimal so und wir mussten lachen. Sie konnten etwas Deutsch sprechen, weil der Mann eine zeit lang in Deutschland gelebt hatte. Zum Abschied kamen sie extra zurück, haben uns die Hand gegeben und uns zu sich nach Sizilien eingeladen.
Die Reise mit dem Zug empfand ich schon als Urlaub und habe sie sehr genossen. Die Landschaft auf beiden Strecken war faszinierend und einzigartig. Das bewusste Reisen war entspannend und bereichert den Horizont auf ganz besondere Art und Weise. Es bietet die Möglichkeit zur Ruhe zu kommen und einfach das Sein zu genießen. Ich hoffe, dass meine Erfahrung dich ermutigt es auch mal auszuprobieren. Es ist kein Verlust eines Urlaubstages, im Gegenteil ist es vielmehr ein Gewinn. Langeweile kommt definitiv nicht auf und falls doch, kann man sie zum Spiele spielen nutzen. Einige Spiele, die wir bisher auf Zugreisen spielen sind: 4 Gewinnt als Pocketspiel, Ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst, Ich-packe-meinen-Koffer-und-nehme-mit oder Stadt-Land-Fluss. Beim Koffer packen haben wir schon viel gelacht und auch ab und an mal Hilfe von den Zugnachbar*innen gehabt.
Wir sind mit dem Bus und Zug gereist, weil das Flugzeug so viele CO2 Gase in die Luft abgibt. Diese Gase erhitzen unseren Planeten, was wiederum zum Schmelzen von Permafrost führt. Wenn das Eis schmilzt, verlieren nicht nur viele Tiere wie der Eisbär ihr zu Hause, sondern auch wir Menschen. Denn das Wasser steigt und dadurch sind und gehen bewohnte Inseln unter. Jeder Flug hat negativen Einfluss darauf, besonders jeder der nicht angetreten wurde im positiven!